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Rumpelstilzchen hüpfte durch den Saal
Das Niederrhein Theater Brüggen begeisterte die Wegberger Kinder
Immer mehr Stuhlreihen mussten am Samstag, den 24. September um 10.Uhr im Wegberger Forum angereiht werden. Mit so viel Kinderandrang hatte der Kulturring Wegberg nicht gerechnet, aber man war vorbereitet. So wurden es schließlich mehr als 200 kleine und große Besucher*innen, die das Märchen vom Rumpelstilzchen sehen wollten.
Und die beiden Darsteller auf der Bühne enttäuschten die Kinderherzen nicht. Michael Koenen und Verena Bill vom Brüggener Theater der Generationen waren in ihrem Element. Mit vielfältigen Kleidungsrequisiten ausgestattet, schlüpften sie nacheinander in die Rollen, die das Märchen vorgibt.
Auch als Erzähler, die sie in die Handlung und Darstellung einführten und zwischenzeitlich weiter vorantrieben. Liebevoll auch auf die Kleinsten eingehend erklärte Koenen, wie er sich verkleidet und in den verschiedenen Rollen aussieht. Und dann ging es los.
Der prahlerische, faule Müller glaubte, durch die Heirat seiner Tochter mit dem König aller Sorgen frei zu werden. So pries er das schöne Mädchen als Goldproduzentin am Spinnrad an. Doch bei der Probe verzweifelte die Müllerstochter am vielen Stroh. Bis der kleine Helfer in der Not erschien und für entsprechende Gegenleistung ans Werk ging. Immer mehr Gold wollte der gierige König. Und das Männlein, bei dessen Anblick die Kinder immer lauter die Königstochter warnten, forderte letztendlich das erstgeborene Kind. In ihrer großen Not und unter vielen Tränen willigte die Hilflose ein.
Als erfolgreiche Goldspinnerin wurde sie Königin, sanierte den Staatshaushalt mit ihrer Kunst, und bald wurde sie junge Mutter. Da erschien, auch zum Schrecken aller kleinen Zuschauer, wieder das Männlein mit langen Bart und riesiger Mütze und forderte seinen Lohn. Nur wenn die junge Mutter des Männleins Namen wüsste, könne sie ihrem Schicksal entgehen. Und da hielt es die kleinen Zuschauer nicht mehr auf ihren Sitzen. Laut riefen und schrien sie der Königstochter den Namen zu, obwohl diese ganz zu Anfang, noch vor Beginn des Theaterstücks, um Bewahrung des Geheimnisses gebeten hatte. Das Rumpelstilzchen hüpfte noch voller Vorfreude durch die Stuhlreihen mit seinem Vers: „Heute back ich, morgen brau´ ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.“
Die Mädchen und Jungen waren aber ganz auf Seiten der Königin und so erfuhr sie den Namen. Bei ihrer Antwort: „Heißt du etwa Rumpelstilzchen?“, stapfte der Kleine mit beiden Füßen auf und verschwand auf Nimmerwiedersehen.
Tosender, lang anhaltender Beifall aus zweihundert Händepaaren war der Dank an die beiden Schauspieler, doch die Vorstellung im Forum war damit noch nicht vorbei.
Wegbergs engagierter Buchhändler Ulrich Kirch hatte ein Preisausschreiben mit einer Frage zum Märchen ausgelobt. Drei junge Gewinner wurden ermittelt und die Königin selbst gratulierte zu den von der Buchhandlung Kirch gestifteten Buchgewinnen.
So gingen die Kinder und ihre erwachsenen Begleiter, vielfach Opa oder Oma, beschwingt ins Wochenende und die Damen und Herren vom Kulturring Wegberg zogen eine sehr positive Bilanz.
Anne Gesthuysen verzauberte ihr Publikum
Der Auftakt der 4. Wegberger Literaturtage war ein voller Erfolg.
Am Mittwochabend war die Journalistin, Fernsehmoderatorin und Autorin Anne Gesthuysen im Wegberger Forum zu Gast. Von Beginn der Lesung an zog sie das Publikum durch ihr forsches natürliches Auftreten in ihren Bann. Als „Kind des Niederrheins“ vom Vorsitzenden des Wegberger Kulturrings Willy Meersmann angekündigt, machte sie diesem Attribut alle Ehre. Launig erzählte sie viele Geschichten aus ihrer Kindheit in einem Dorf bei Alpen, Erlebnisse mit ihrer Familie und den Menschen dort. Es sprudelte aus ihr heraus, oder, wie sie selber es formulierte, beim Niederrheiner muss alles raus, alles direkt gesagt werden. Bevor sie die Lesung von insgesamt sechs Kapiteln ihres 400-Seiten-Buches „Wir sind schließlich wer“ begann, erzählte sie herzerfrischend, wie sie die Themen ihrer bisher vier Bücher gefunden hat.
Die Protagonistin von „Wir sind schließlich wer“ fiel ihr zu, nachdem ihre Schwiegermutter, der sie übrigens ihr Buch „Mädelsabend“ gewidmet hatte, verstarb und ihr somit eine Begegnung mit einer jungen Pfarrerin für die Beerdigung passierte. Anne Gesthuysen war so beindruckt von der Lebensgeschichte der jungen Seelsorgerin, dass diese nun zur Hauptfigur der Anna von Betteray geworden ist. Und mit ihr begann dann die Lesung des ersten Kapitels, „Fisternölleken“. Dabei intonierte sie jede Stimme individuell und malte mit komödiantischem Talent die herrlichsten Szenen und Figuren aus. Zahlreiche Lacher und spontaner Applaus belohnten Sie dafür.
Eng ist die Romanhandlung auch mit ihrem Leben verwoben. Ihr unbeschwertes ländliches Aufwachsen in einem kleinen Flecken am unteren Niederrhein ist Grundlage ihrer Erzählungen.
Eines der allgegenwärtigen Themen des Buches sind der Klatsch und die Gerüchteküche eines niederrheinischen Örtchens. Insgesamt sechs Abschnitte las die Schriftstellerin aus ihrem Roman, aber Höhepunkte des Abends waren die Passagen, wenn sie aus ihrem eigenen Leben Anekdoten und Erlebnisse zum Besten gab. Im Landleben findet sie neben der starken, manchmal einengenden sozialen Kontrolle auch das Positive: den emotionalen Zusammenhalt, der das Bindemittel für unser Leben in Gemeinschaft ist.
Es war ein Abend, gefüllt von Anne Gesthuysens witzigem Vortrag, in dem sie mit viel Schwung und großer Herzenswärme von den Problemen einer Familie am Niederrhein erzählt.
Mit riesigem Applaus des mehr als 170 Personen zählenden Publikums wurde sie dafür belohnt. Stellvertretend für alle bedankte sich Willy Meersmann, der Vorsitzende des veranstaltenden Kulturrings, bei ihr mit einem großen Blumenstrauß und überreichte ihr auch die Erstausgabe des neuen Buches „Wettstreit der Worte“. Abschließend gab es noch eine Signiermöglichkeit am Tisch des engagierten Buchhändlers Ulrich Kirch. Hier erfüllte Anne Gesthuysen dann sehr zahlreiche, auch individuelle Wünsche.
Abschluss des 1. Wegberger Schreibwettbewerbs
Im Herbst des vergangenen Jahres rief der Kulturring Wegberg alle Interessierten zu einem Schreibwettbewerb auf. Zum ersten Mal wurde der Wegberger Literaturpreis in Höhe von 500 Euro ausgeschrieben. Auch zur positiven Überraschung der Veranstalter gab es 60 sehr unterschiedliche Beiträge. In einer großen Veranstaltung im Forum wurden die drei besten Beiträge gekürt.
Damals entstand beim Kulturring spontan die Idee, alle Teilnehmer dadurch zu würdigen, dass ihre Gedichte und Geschichten in gedruckter Form als Buch veröffentlicht werden sollten.
Nicht alle Beiträge durften oder konnten in das Buch aufgenommen werden. Und doch entwickelte es sich zu einem soliden Werk mit mehr als 300 Seiten. 47 Geschichten sind darin zu finden. Geschichten unterschiedlichster Art: vom Kriminalkommissar, der von seinem verstorbenen Onkel viele gefälschte Bilder erbt oder von der mehrfachen Mutter, die nachts durch ihre Kinder nicht zur Ruhe kommt. Von Fantasy-Grusel über Liebesgedichte, vom Loblied auf das eigen Dorf bis zur Radreise mit Freunden zum Gardasee. Alle Autorinnen und Autoren sind stolz darauf, ihren Beitrag in gedruckter Form vorzufinden.
Nachdem ein erster Termin aus Lieferproblemen verschoben werden musste, haben wir dieses Buch mit dem treffenden Titel “Wettstreit der Worte“ nun im Rahmen der 4. Wegberger Literaturtage allen Teilnehmern, ihren Familien und der Öffentlichkeit vorgestellt. Am Freitag, den 23. September um 17.00 Uhr lädt der Kulturring in das Forum ein. Dort sollen beispielhaft einige Geschichten vorgetragen werden. Alle Beteiligten, auch die fünfköpfige Jury, erhielten eine Einladung zu dieser Veranstaltung. Viele haben schon ihr Kommen zugesagt. Darüber hinaus sind alle Gäste, die sich für das Schreiben und die Literatur interessieren, herzlich zur Veranstaltung eingeladen.
Vielleicht holen Sie sich dort auch so manche Idee und Anregung, wenn es ab Sommer 2023 zum zweiten Mal heißen wird: „Der Wegberger Literaturpreis ist wieder ausgeschrieben.“
Das Buch wird auf der Feier zum Preis von 12,00 € verkauft, natürlich für die Autoren deutlich reduziert. Auch beim Kulturring Wegberg (02434-1586) und bei der Buchhandlung Kirch kann man es erhalten.